14. August 2024

Schatzkammern der Artenvielfalt

Bartgeier
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Bartgeier
Sie umfassen 193.852 Hektar und damit einen großen Teil aller unter Naturschutz stehenden Flächen in Tirol: die fünf Naturparke Karwendel, Kaunergrat, Ötztal, Tiroler Lech und der Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen.

Hinzu kommen weitere 61.100 Hektar im Tiroler Teil des Nationalparks Hohe Tauern. Insgesamt steht mehr als ein Viertel der gesamten Landesfläche Tirols unter Schutz, rund 90 Schutzgebiete gibt es im Bundesland.
Die Naturparke und der Nationalpark sind mit zahlreichen Monitoring- und Artenschutzprojekten federführend am Erhalt der Artenvielfalt in Tirol beteiligt. Die Projekte reichen von Bäumen, Blühpflanzen und Moosen bis hin zu Schmetterlingen und majestätischen Tierarten wie dem Bartgeier. „In unseren zahlreichen Schutzgebieten können seltene Pflanzenarten wachsen und gedeihen, Vögel finden notwendige Refugien, um zu brüten und zahlreiche Säugetier- und Reptilienarten haben ihren geschützten Lebensraum. Die Naturparke und der Nationalpark sind gleichzeitig auch Erholungsgebiet für uns Menschen. Ein gutes Miteinander von Menschen, Tieren und Pflanzen ist ausschlaggebend, um die Artenvielfalt in Tirol zu erhalten. In allen fünf Naturparken und im Nationalpark liegt deshalb neben den zahlreichen Forschungs- und Schutzprojekten ein besonderer Fokus auf der BesucherInnenlenkung. So können bestimmte Gebiete zu Brutzeiten von Vögeln geschützt, beinahe unsichtbare, kleine Pflanzen vor dem Zertrampeln bewahrt werden und Flora und Fauna können sich möglichst störungsfrei entwickeln“, freut sich Naturschutzlandesrat René Zumtobel darüber, dass ein Großteil der BesucherInnen in den Schutzgebieten Rücksicht auf die Natur nimmt.


Stefan Plangger / Bartgeier_1_Stefan_Plangger

Sanfte Riesen

Bis zu 2,9 Meter Flügelspannweite und ein prächtiges Federkleid sowie lautloses Gleiten in der Luft: Der Bartgeier ist ein faszinierender Vertreter der Vogelwelt. Bartgeier sind Aasfresser und spielen daher eine wesentliche Rolle im Nahrungskreislauf. Als „Gesundheitspolizei“ sorgen sie dafür, dass Kadaver von verendeten Tieren aus der Landschaft verschwinden und dadurch die Verbreitung von Krankheiten verhindert wird. Nachdem die Vogelart im 20. Jahrhundert hierzulande ausgerottet war, tragen die Wiederansiedelungsversuche der letzten Jahrzehnte langsam Früchte. 2023 gab es neun bestätigte Brutpaare in Österreich, fünf davon in Tirol. Im gesamten Alpenraum wird die Population derzeit auf 300 bis 400 Tiere geschätzt. Für Nordtirol gibt es seit Kurzem ein eigenes Bartgeiermanagement, das vom Naturpark Ötztal federführend betreut wird.

Naturpark Karwendel / Spirken_auf_Schuttkegel_SP

Aufrechte Latschen

Auf Schutthaufen und Felsfluren fühlt sich die widerstandsfähige Spirke wohl. Diese geschützte Latschenart wächst aufrecht und kommt mit extremen Bedingungen wie Nährstoffarmut, Trockenheit und wenig Wasser aus. In einem neuen Naturwaldreservat im Hinterautal im Naturpark Karwendel kann sie auf einer Fläche von knapp 24 Hektar (rund 30 Fußballfelder) wachsen und gedeihen. Davon profitieren auch zahlreiche weitere Pflanzen- und Tierarten. Das Artenschutzprojekt hat große Bedeutung für das gesamte europäische Naturerbe, denn Spirkenwälder sind seltene und wichtige Lebensräume, die in Österreich nur in Tirol und Vorarlberg vorkommen.

Evelyn Seppi / Alpenschneehuhn__Evelyn_Seppi_3b

Raue Füße

Das Alpenschneehuhn zählt wie auch das Auerhuhn und das Birkhuhn zu den sogenannten Raufußhühnern. Tirol beheimatet rund 20 bis 30 Prozent aller Schneehühner der Alpenländer. Im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen finden sich besonders viele Schneehuhn-Reviere. Die Tiere leben oberhalb der Baumgrenze und sind auf kühle Temperaturen angewiesen, weshalb die Folgen des Klimawandels mit steigenden Temperaturen und einer zunehmenden Bewaldung in Höhenlagen eine Bedrohung für diese Art darstellen. In regelmäßigen Abständen wird im Naturpark kontrolliert, wie viele Hühner vorhanden sind, wo sie leben und wie sich die Population entwickelt. Alpenschneehühner wechseln drei Mal pro Jahr ihr Federkleid, um sich in der alpinen Landschaft immer bestens zu tarnen. Im Winter sind sie schneeweiß.

Naturpark Tiroler Lech / naturparktirolerlech_flussuferlaeufer_2

Weit gereiste Vögel

Der Flussuferläufer gehört zur Familie der Schnepfenvögel und hat eine der bedeutendsten Populationen am Tiroler Lech. Im Frühjahr zieht der zierliche Vogel von Afrika nach Europa, um in den letzten naturnahen Wildflusslandschaften seine Jungen aufzuziehen. Für die Brut und Aufzucht der Jungen ist der Flussuferläufer auf spärlich bewachsene Schotterbänke angewiesen, die durch die Umlagerungsprozesse naturnaher Flüsse entstehen. Die Küken sind Nestflüchter und entwickeln sich sehr schnell. Das ist notwendig, denn Hochwasser, Fressfeinde und Störungen wie zum Beispiel der Zertritt des Geleges – auch durch Menschen – sind eine ständig drohende Gefahr. Aus diesem Grund sollen Schotterbänke durch möglichst wenig menschliche Störungen beeinflusst und Hunde im gesamten Schutzgebiet an der Leine geführt werden. Ein umsichtiges Verhalten trägt wesentlich dazu bei, die stark gefährdete Art zu erhalten, indem ihre selten gewordenen Brutplätze Rückzugsgebiete bleiben.
 

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